Freundinnen und Freunde,
am letzten Wochenende gab es, nach den Krawallen von Stuttgart nun auch Ausschreitungen in Frankfurt am Main. Teure Läden in der Innenstadt wurden demoliert und die Polizei wurde mit Steinen beworfen. Sofort waren am nächsten Morgen Migrationsforscher und Kriminologen am Start, haben die Lage analysiert und immer wieder darauf hingewiesen, dass da vor allem junge Männer mit Migrationshintergrund auffällig geworden sein sollen. Wasser auf die Mühlen der rechten Parteien und aller betroffenen Rechtsstaatverteidiger:innen, die jetzt endlich ihr Thema gefunden haben.
Es ist ja schön, wenn ihr jetzt wisst, wer da welche Flaschen geworfen hat, aber ganz ehrlich: merkt ihr eigentlich noch was?! Was soll es schon bedeuten, wenn ihr jetzt wisst, ob und wie viel „Migrationshintergrund“ diejenigen hatten, die da randaliert haben.
Vielleicht mag es aus eine Sozialarbeiter:innen Perspektive heraus interessant sein, wenn man weiß, aus welchem Milieu Täterinnen und Täter kommen, aber in der öffentlichen Diskussion suggeriert das doch nur eins: Die, die das gemacht haben, gehören hier nicht dazu und wenn die weg wären, dann hätten wir auch diese Probleme nicht. Wie Bitte?!
Dann hätten wir also keine Corona-Depression und keine düsteren Zukunftsprognosen, von kommender Wirtschaftskrise. Dann hätten wir also keine Ungewissheit mehr, die es im kapitalistischen Normalzustand ja sowieso schon zur Genüge gibt und die sich gerade von Woche zu Woche steigert?
Dann hätten wir also keine Jugendlichen, die seit drei, vier Monaten nichts mehr zu tun hat, weil Schulen, Hochschulen, Jugendclubs, Sportvereine usw. geschlossen haben?
Dann hätten wir also keine Perspektivlosigkeit und keine Zukunftsangst?
Das glaubt ihr ja wohl selbst nicht.
In der letzten Woche habe ich ein Werbevideo angezeigt bekommen, in der ein Analyst aus dem Bankhaus Goldmann-Sachs in seinem perfekten Oxford Englisch erklärt hat, dass die Wirtschaftskrise auf die wir jetzt zusteuern, die schwerste seit Menschengedenken ist und sehr viel länger dauern wird, als alle annehmen. Keine Ahnung, welcher Algorithmus mir das zugespielt hat, aber der Tip des Bankers lautet: kauft Aktien!
Keine Ahnung, ob das ein guter Tip ist, kann mir auch egal sein, das er ohnehin nur all jene betrifft, die über ausreichend Geld verfügen. Für die 99%, die über keine Mittel und Möglichkeiten verfügen, sich über den Aktienhandel zu bereichern, sehen die Aussichten eher düster aus.
Darum soll es in diesem Text aber gar nicht gehen, sondern darum, was diese Diskussion um den Migrationshintergrund auslöst.
Die Botschaft, die da wieder einmal an all jene gesendet wird, die nicht in diesem Land geboren sind oder deren Eltern oder sogar Großeltern in dieses Land eingewandert sind lautet: Ihr gehört nicht zu uns. Ihr gehört hier nicht her. Ihr seid kein Teil von uns.
Dabei spielt es dann auch keine Rolle, ob die Menschen gestern oder vor 50 Jahren eingewandert sind, was dann auch zu einem der größten Fehler der Migrationspolitik führt, nämlich die falsche Annahme, dass Migration etwas ist, was in einer fernen Zukunft passiert. Dass Migration etwas sei, das man noch steuern kann. Das es sich bei alle den Problemen, die gerade aufploppen um impirtierte Probleme aus dem Ausland handeln würde, die man noch abwehren können, in dem die Leute an der Grenze abfangen werden oder die, die schon hier sind, zurückgeschoben werden, wohin auch immer.
Aber wohin wollt ihr diese Leute abschieben, wenn sie homegrown sind? Das sind deutsche Staatsbürger. Das sind deutsche Probleme, die hier auf die Straße getragen werden, das sind Probleme, die hier in diesem Land, auf diesem Boden, in diesen Städten entstanden sind. Das sind Fragen, die wir uns ALLE stellen müssen. Hier. Jetzt. Gemeinsam.
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Kompletter Text:
Freundinnen und Freunde,am letzten Wochenende gab es, nach den Krawallen von Stuttgart nun auch Ausschreitungen in…
Gepostet von Marcus Staiger am Freitag, 24. Juli 2020
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